Seit 2011 wütet der Krieg in Syrien, aber die Welt schaut nur noch vereinzelt hin. Doch das unverstellbare Leid der Menschen ist geblieben. Der Franziskaner Pater Fadi wurde in Jordanien geboren und wirkt seit 2015 in Syrien, zuerst in Damaskus und nun in der Stadt Latakia. Er berichtet uns telefonisch von der Lage vor Ort.
Wie geht es den Menschen in Syrien aktuell?
Leider geht es den Menschen nach wie vor sehr schlecht. Es ist immer noch Krieg. Es gibt kein normales Leben, der Alltag der Menschen ist sehr hart, sie versuchen irgendwie, sich und ihre Familien durchzubringen. Durch die Sanktionen fehlt es an allem: stundenlanges Anstehen für Brot und keine Möglichkeit zur Arbeit gehen zu können, gehören zum Alltag. Und wer Arbeit hat, kann davon kaum leben, denn die Preise sind extrem hoch. Viele sind aus dem Land geflüchtet, übrig bleiben die alten und kranken Menschen, Familien mit jungen Kindern und alleinerziehende Mütter. Keiner macht mehr Pläne für die Zukunft, sie leben von einem Tag zum nächsten.
Dazu kommt die Angst vor Bombardements oder Angriffen des IS. Viele Menschen sind immer noch auf der Flucht. Vor ein paar Tagen wurden in der Region Latakia rund 60 Feuer auf Olivenbaumplantagen gelegt – kurz vor der Ernte. Etwa drei Millionen Bäume sind verbrannt, die Olivenernte war das Jahreseinkommen vieler Landwirte dort, sie stehen vor dem Nichts. Man vermutet den IS dahinter. Es wird viele Jahre dauern, bis die Bäume wieder wachsen und Früchte tragen werden.
Die Menschen in Syrien hoffen jedes Jahr darauf, dass das neue Jahr besser wird. Doch das wurde es bisher nicht, 2020 ist für sie besonders hart.
2020 ist das Jahr der Corona-Pandemie - wie sieht die Situation in Syrien aus?
Es gibt viel mehr Corona-Fälle als bekannt ist und viele Menschen sterben an dem Virus. Die Regierung spielt die tatsächlichen Fallzahlen herunter, auch gibt es kaum Corona-Tests. Zwei unserer Franziskanerbrüder sind in Aleppo an dem Corona-Virus verstorben.
Die Menschen haben Angst vor Corona, denn es gibt keine reguläre medizinische Versorgung, keine Krankenversicherung. Kaum einer hat Geld für einen Arzt.
Durch die Pandemie ist die Verzweiflung der Menschen in Syrien noch größer geworden. Viele müssen für Essen anstehen, aber haben Angst davor, sich draußen mit dem Virus anzustecken. Durch die Mangelernährung haben viele ein schlechtes Immunsystem. Und die Regierung tut kaum etwas.
→Spenden Sie hier für die notleidenden Menschen in Syrien
Was wünschen Sie sich für die nächste Zeit?
Bitte vergesst die Menschen in Syrien nicht, schaut hin. Die Syrer leiden schwer und ohne Hilfe von außen können sie nicht überleben. In diesen Zeiten haben sie keine Möglichkeiten, sich selbst zu helfen, dabei tun sie schon alles was ihnen möglich ist.
Wir Franziskaner probieren zu helfen, wo wir können. Vor allem den Menschen, die sonst keine Hilfe erhalten und besonders leiden. Mein größter Dank geht von Herzen an die Missionszentrale der Franziskaner und all die Spenderinnen und Spender. Die meiste Hilfe kommt aus Deutschland, wir sind so dankbar dafür. Durch Ihre Hilfe haben wir hier die Möglichkeit, Menschen mit Nahrung zu versorgen, wichtige medizinische Hilfe zu leisten und Operationen durchzuführen, genauso wie den Kindern Bildung zu ermöglichen und durch pädagogische Programme etwas Leichtigkeit zu schenken.
Oben im Bild: Pater Fadi aus Latakia, Syrien. Das Foto wurde vor der Corona-Pandemie aufgenommen.
Der Rauch ist kilometerweit zu sehen: Brennende Olivenbaumplantagen in der Region Latakia. (Quelle: privat)
Nahrungsmittelverteilung für Bedürftige in Latakia
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