Am 25. September 2015 verabschiedeten die Mitgliedsstaaten der Vereinten Nationen auf einem UN-Gipfeltreffen in New York die sogenannte „Agenda 2030“. Kern des Abkommens sind 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (engl. Sustainable Development Goals, SDGs), die von Bekämpfung von Armut und Hunger, über den Zugang zu Bildung und bezahlbarer Energie hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz reichen. In der Präambel der Agenda 2030 werden die Ziele unter den fünf Schlagworten People, Planet, Prosperity, Peace und Partnership (Menschen, Planet, Wohlstand, Frieden und Partnerschaft) zusammengefasst. Die SDGs gelten somit gleichermaßen für die Dimensionen Soziales, Ökonomie und Ökologie, sowohl auf nationaler wie auch auf regionaler und lokaler Ebene.
Nach halber Laufzeit der Agenda fand nun im September 2023 ein UN-Gipfel statt, auf dem zahlreiche Staats- und Regierungschefs Bilanz zu den SDGs zogen. Das Fazit dieses Gipfels fällt überwiegend negativ aus. So hätten die Corona-Pandemie, der Klimawandel und die mit dem Ukraine-Krieg verbundene Verteuerung von Grundnahrungsmitteln die bisherigen Anstrengungen zum Erreichen der SDG-Ziele verlangsamt oder gar ganz zunichte gemacht. In manchen Bereichen habe sich die Situation sogar verschlechtert, so die Bundesentwicklungsministerin Svenja Schulze.
Bezüglich der Bekämpfung von Armut und Hunger sind die Ergebnisse gemischt. Zwar leben immer noch 659 Millionen Menschen in extremer Armut, allerdings sind die Zahlen zumindest vor der Corona-Pandemie und dem Krieg in der Ukraine zurückgegangen. Durch Krieg und Pandemie rechnet die Weltbank mit einem erneuten Anstieg um 150 Millionen von extremer Armut betroffener Menschen. Auch vom Ziel „No Hunger“ (kein Hunger) sind die Staaten der Welt weit entfernt: Laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO) hungern 690 Millionen Menschen, erwartet wird ein weiterer jährlicher Anstieg um 10 Millionen.
Im Bereich Gesundheit und Bildung gab es in den späten 2010er Jahren einige wichtige Fortschritte. Die Mütter- und Kindersterblichkeit ist deutlich gesunken. Doch auch hier haben die weltweiten Krisen den Fortschritt verlangsamt. Wegen der weltweiten Teuerungen haben viele Staaten insbesondere im Globalen Süden immer weniger Finanzmittel zur Verfügung. 64 Prozent der UN-Mitgliedsstaaten sind kritisch verschuldet und müssen ihre Sozialausgaben deshalb drastisch kürzen. Darunter leiden vor allem der Gesundheits- und Bildungssektor.
Am verheerendsten fällt die Bilanz im Bereich Ökologie aus. Zwar werden in regelmäßigen Abständen Klimakonferenzen abgehalten, doch die Umweltzerstörung und der Klimawandel schreiten immer weiter voran. Das viel beschworene 1,5 Grad-Ziel ist nur noch eine Illusion. Stattdessen wird mit den jetzigen Klimaschutzmaßnahmen eine Erderwärmung von 2,9 Grad prognostiziert. Jedes Jahr gibt es neue Wärmerekorde und gleichzeitig immer mehr Naturkatastrophen in der Folge des Klimawandels. Eine Million Tier- und Pflanzenarten weltweit sind aktuell vom Aussterben bedroht.
Bezüglich der Menschenrechte sieht die Lage ebenfalls düster aus. Die Zahl der Demokratien ist seit 17 Jahren rückläufig. Etwa 72 Prozent der Weltbevölkerung, rund 5,6 Milliarden Menschen, leben nach dem V-DEM-Forschungsinstitut (Varieties of Democracy) zurzeit in Staaten mit einem autokratischen politischen System – so viele wie seit 1986 nicht mehr.
Allerdings gibt es auch positive Beispiele. Fast überall auf der Welt gibt es auf lokaler Ebene Nachhaltigkeitsstrategien, die oftmals die nationalen Strategien der Länder deutlich an Ehrgeiz übertreffen. In zahlreichen Staaten fordern die Menschen die Politik verstärkt dazu auf, sich stärker um die globalen Probleme zu kümmern. Es bleibt die kleine Hoffnung, dass die Regierungen der Welt auf diese Weise dazu bewegt werden, sich entschlossener zu engagieren. Ansonsten ist zu befürchten, dass die SDGs ein ebensolcher Fehlschlag werden wie ihr Vorgänger, die Millenniumsziele.
Hunger, Flucht und Vertreibung, extreme Armut, Ausbeutung von Mensch und Umwelt – all das sind Themen, denen wir uns nicht nur in unserer Projektarbeit widmen. Die Franziskanische Zukunftswerkstatt setzt sich eine Aufklärungsarbeit zum Ziel, die die globalen Zusammenhänge und strukturellen Ungleichheiten ersichtlich macht, welche die multiplen Krisen unserer Zeit verursachen.
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