Als Hilfswerk ist Franziskaner Helfen in über 80 Projektländern aktiv. Überall an diesen Orten in Lateinamerika, Afrika oder Asien treffen die Mitarbeitenden Menschen mit ihrer ganz persönlichen, eigenen Geschichte. Es sind Begegnungen, die helfen, die Kultur des Landes besser zu verstehen, die das Verständnis für globale Zusammenhänge stärken und den Blick über den berühmten Tellerrand ermöglichen.
Mit dem internationalen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst möchte Franziskaner Helfen seit vielen Jahren jungen Erwachsenen die Möglichkeit geben, ähnliche Erfahrungen zu machen. Hier bekommen sie nicht nur die Möglichkeiten, für ein Jahr in ein Land des Globalen Südens zu gehen, in einem der vielseitigen Projekte aktiv mitzuarbeiten, von und mit den Menschen vor Ort zu lernen, sondern sie erlangen auch langfristig Impulse für eine nachhaltige Entwickelung.
Die Freiwilligen sollen durch ihren Dienst an die Armen die Vision der einen gemeinsamen Welt tragen. Es geht darum, sich auf andere soziale Wirklichkeiten einzulassen und eigene Perspektiven, Vorstellungen und Bedürfnisse zurückzustellen, um sich so auf Fremdes und Neues einlassen zu können. Durch einen Freiwilligendienst kommen die jungen Erwachsenen mit Werten wie Solidarität, Nächstenliebe, Gerechtigkeit und Bewahrung der Schöpfung in Kontakt. Die Mitlebezeit ermöglicht jungen Erwachsenen durch Erfahrungen eine Veränderung zu vollziehen, die sie lebenslang prägt.
Nicht zuletzt erhofft sich Franziskaner Helfen, dass Freiwillige motiviert für weiteres
entwicklungspolitisches Engagement in Deutschland oder im Ausland zurückkehren.
Der Franziskanische Freiwilligendienst gründet im Franziskanischen Auftrag bzw. Vorbild:
In Bezug auf den Freiwilligendienst werden junge Menschen mit einer Situation konfrontiert, die sie herausfordert und zu einem Wachstum in Bezug auf ihre Persönlichkeit beitragen soll. Der Missionszentrale der Franziskaner ist es wichtig, diesen Prozess gut zu begleiten und, wo es möglich ist, Hilfestellungen anzubieten. Ziel ist das Wachsen zu einer reifen Persönlichkeit.
In der Begegnung mit dem Leprakranken erfährt Franziskus eine Wende in seinem Leben. Für den Freiwilligendienst bedeutet das: In der Begegnung mit Menschen, die am Rande der Gesellschaft stehen, sollen die Freiwilligen emotional mit dem Phänomen existentielle Armut (in all ihren Schattierungen) in Berührung kommen. Ziel ist ein ganzheitliches, emotional unterstütztes Wissen über Ungerechtigkeit und Leid. Die Freiwilligen sollen Impulse bekommen, die zu einem Engagement für weltweite Gerechtigkeit (auch und gerade nach dem Einsatz im Gastland) führen. Indem die Freiwilligen das Leben der Armen teilen, setzen sie ein Zeichen der Solidarität und ermutigen die Betroffenen.
In seiner Begegnung mit Sultan El-Kamil zeigt Franziskus, dass für ihn bei der Begegnung der Kulturen nicht der Konflikt, sondern der Dialog wichtig ist. Für den Freiwilligendienst bedeutet das: Die Freiwilligen und die Menschen vor Ort sollen die Möglichkeit bekommen, Kenntnisse über ein Land und eine Kultur zu erlangen, die ihnen sonst fremd geblieben wäre. Der Freiwilligendienst will zu einer Kultur der Völkerverständigung in einer globalisierten Welt beitragen. Vorurteile und Missverständnisse sollen abgebaut werden. Durch die Begegnung mit den Menschen vor Ort soll der Perspektivwechsel gefördert werden, damit die Freiwilligen erfahren, wie die Menschen in anderen Regionen die Welt sehen.
Franziskaner Helfen bietet einen entwicklungspolitischen Freiwilligendienst im Sinne des weltwärts Programms an. Zielgruppe sind junge Erwachsene, die bei Ausreise mindestens 18 und höchstens 28 Jahre alt sind. Die Freiwilligen müssen im Besitz einer deutschen Staatsbürgerschaft sein oder ein dauerhaftes Aufenthaltsrecht in Deutschland haben. Voraussetzung für einen Freiwilligendienst sind außerdem Offenheit für die Begegnung mit Menschen aus verschiedenen Kulturen und Ländern, soziales Engagement als Herzensangelegenheit, Zuverlässigkeit, Interesse an der franziskanischen Spiritualität sowie Offenheit gegenüber dem christlichen Glauben. Die Freiwilligen sollten außerdem der Vielfalt menschlicher Identitäten, Lebenswege und Glaubensüberzeugungen mit Respekt und Offenheit begegnen. Darüber hinaus werden Kenntnisse der jeweiligen Landessprache bzw. die Bereitschaft, diese zu lernen, vorausgesetzt.
Die Regeldauer des entwicklungspolitischen Freiwilligendienstes beträgt 12 Monate. Eine Verlängerung des Freiwilligendienstes ist in individueller Absprache und unter bestimmten Bedingungen auf bis zu 24 Monate möglich.
Die Freiwilligen können ihren Dienst in verschiedenen Einrichtungen und Projekten in Lateinamerika, Asien oder Afrika leisten. Die meisten Einsatzstellen werden von Franziskanern geleitet oder sind Projekte, welche von Franziskaner Helfen finanziell unterstützt werden. Das Spektrum der Klientel reicht von alten Menschen, über Menschen mit Behinderung, Kinder, Jugendliche und Familien sowie Menschen ohne festen Wohnsitz.
Der Franziskanische Freiwilligendienst soll für alle jungen Menschen zugänglich sein, unabhängig ihres familiären und finanziellen Hintergrunds. Aus diesem Grund ist er an das Förderprogramm weltwärts des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) angeschlossen, worüber maximal 75% der Kosten gedeckt werden. Der Rest wird über Spenden getragen, wo auch das Engagement der Freiwilligen gefragt ist. Die Höhe der Spenden ist keine Bedingung für die Teilnahme an einem Freiwilligendienst.
Die meisten der Freiwilligen sind in Projekten mit Kindern und Jugendlichen eingesetzt. Franziskaner Helfen setzt sich dafür ein, dass diese Projekte ein sicherer Ort für Kinder und Jugendlichen sind, an dem sie eigene Stärken entfalten, Neues ausprobieren können und an denen sie so angenommen werden, wie sie sind. Dies kann nur in einem sicheren Umfeld, frei von jeglicher Form von Gewalt, gelingen. Der Schutz der Kinder und Jugendlichen in den Einsatzstellen vor Ort vor seelischer, physischer und sexualisierter Gewalt sowie Vernachlässigung hat dementsprechend höchste Priorität.
Franziskaner Helfen versteht den Freiwilligendienst in erster Linie als interkulturellen Lerndienst. Hierbei sind eine gute Vorbereitung und Begleitung essenziell. Durch eine größere Teilnehmendenzahl ist eine höhere Diversität an gruppenpädagogischen Methoden und ein vielfältigerer Austausch in der Gruppe möglich. In den Seminaren wird eine breitere fachliche Expertise gewährleistet, was auch die inhaltliche Qualität fördert. Bei allen Seminaren nehmen außerdem ehemalige Freiwillige teil, die in Arbeitseinheiten sowie im informellen Rahmen von ihren eigenen Erfahrungen im Freiwilligendienst berichten.
Um eine gute Vorbereitung zu gewährleisten, nehmen die Freiwilligen an folgenden Seminaren teil und setzen inhaltlich mit folgenden Themen auseinander:
Erstes Vorbereitungsseminar (3 Tage)
Zweites Vorbereitungsseminar (3 Tage)
Identitätsseminar (6 Tage)
Länderseminar (3 Tage)
Ausreiseseminar (8 Tage)
Die einzelnen Seminareinheiten werden von den Seminarleitungen bzw. Teamenden sowie externen Expert*innen und Rückgekehrten durchgeführt. Auf allen Seminaren wird außerdem darauf geachtet, Raum für Einzelgespräche zu schaffen. Zweifel und Sorgen dürfen und sollen angesprochen werden. Darüber hinaus gibt es im Rahmen der Vorbereitung einen freiwilligen Informationstag für die wichtigsten Bezugspersonen der Freiwilligen.
Die Freiwilligen sind im Rahmen ihrer Vorbereitung auch eigenständig für bestimmte Bereiche zuständig. Dazu gehört unter anderem die Beantragung ihres jeweils benötigten Visums, die Gesundheitsvorsorge (inkl. Impfungen und G35-Untersuchung) sowie eigenständiger Wissenserwerb über ihr Gastland und Spracherwerb. Um sie bei der Organisation dieser Aufgaben zu unterstützen, bekommen die Teilnehmenden zu Beginn der Vorbereitung eine To- Do-Liste zum Abhaken. Diese Liste wird auch regelmäßig auf den Vorbereitungsseminaren durchgegangen und der aktuelle Stand besprochen.
Ziel der Vorbereitungstage ist, neben der inhaltlichen Wissensvermittlung, vor allem der Aufbau eines stabilen Vertrauensverhältnisses zwischen Seminarleitung/Teamenden und Freiwilligen. Dieses ist die Grundlage für eine gute und effektive Begleitung während des Auslandsjahres. Um dieses vertrauensvolle Verhältnis zu den Freiwilligen aufzubauen, sind die informellen Gespräche und Momente ebenso wichtig wie die inhaltlichen Einheiten.
Als Träger für internationale Freiwilligendienste sind wir uns unserer besonderen Verantwortung im Bereich des Kinderschutzes bewusst. Aus diesem Grund müssen alle Freiwilligen verpflichtend im Rahmen ihrer Vorbereitung an einer Präventionsschulung zu sexualisierter Gewalt und Kinderschutz teilnehmen. Außerdem müssen alle Freiwilligen vor ihrer Ausreise ein erweitertes polizeiliches Führungszeugnis vorzeigen und verpflichten sich in der von ihnen zu unterzeichnenden Freiwilligendienst-Vereinbarung auf die Einhaltung bestimmter Standards u.a. in der Beziehung zu Kindern und Jugendlichen.
Während ihres Einsatzes werden die Freiwilligen durch das ihnen bekannte Team aus Deutschland begleitet. Diese Begleitung findet seit ein paar Jahren überwiegend über WhatsApp, Anrufe sowie Zoom-Gespräche statt. Hierbei sind mindestens drei online Gespräche pro Freiwillige*n und Jahr geplant. Bei Bedarf ist eine engmaschigere und intensivere Begleitung möglich. Darüber hinaus sind die Freiwilligen dazu aufgefordert, drei Zwischenberichte sowie einen ausführlichen Abschlussbericht zu verfassen. In diesen geht es vor allem um die regelmäßige Reflexion der eigenen Weiterentwicklung sowie der Tätigkeit und des Aufenthaltes im Ausland.
Neben der Begleitung aus Deutschland haben die Freiwilligen in ihrem Einsatzland eine*n Mentor*in vor Ort. Die Freiwilligen treffen sich regelmäßig während ihres Einsatzes mit ihm*ihr, um ihre aktuelle Situation zu reflektieren, Schwierigkeiten zu besprechen und Lösungsmöglichkeiten für Probleme, die eventuell auftreten könnten, zu suchen. Diese Treffen finden auch statt, wenn aus der Sicht der Freiwilligen keine konkreten Probleme zur Lösung anstehen. Sie dienen auch der Reflexion von Kultur und Politik im Einsatzland.
Nach ca. 6 Monaten nehmen die Freiwilligen an einem Zwischenseminar (5 Tage) in ihrem Einsatzland oder einem Nachbarland teil. Während bei den Vorbereitungsseminaren der Schwerpunkt auf Input liegt (die Freiwilligen „müssen etwas lernen“), stehen beim Zwischenseminar die Erfahrungen der Freiwilligen im Mittelpunkt. Es ist somit schwerpunktmäßig teilnehmenden-orientiert und die Freiwilligen sollen ihre eigenen Erfahrungen ins Seminargeschehen einbringen. In diesem Rahmen sollen unter anderem schwierige (konkrete) Situationen betrachtet werden und ggf. Hilfestellungen in Form von Beratung geleistet werden. Außerdem sollen bisherige Lernerfahrungen gefestigt und auf das zweite Halbjahr geblickt werden.
Nach ihrer Rückkehr nehmen die Teilnehmenden verpflichtend an einem Rückkehrseminar (5 Tage) teil. Auch dieses ist weniger themen- sondern schwerpunktmäßig teilnehmendenorientiert. Inhaltliche Elemente sind unter anderem:
Wünschenswert ist auch die Beteiligung nach dem Freiwilligendienst an der Vorbereitung von neuen Freiwilligen, an anderen Aufgaben der Öffentlichkeits- und Partnerschaftsarbeit von Franziskaner Helfen sowie im Netzwerk MaZ (Mitleben auf Zeit, ehem. Missionar*innen auf Zeit). Es finden außerdem in regelmäßigen Abständen Seminare zu verschiedensten entwicklungs- und gesellschaftspolitischen Themen für ehemalige Freiwillige statt. Auch hier wird darauf geachtet, dass die Teilnehmenden die Welt in ihrer globalen Verflechtung zu verstehen.
Ein Abbruch des Freiwilligendienstes soll nur stattfinden, nachdem alle anderen Möglichkeiten ausgeschöpft sind (ggf. Anpassung der Arbeitsaufgaben, Wechsel der Unterkunft, Projektwechsel, Wechsel zu einer anderen Partnerorganisation etc.). Eine Kündigung ist von beiden Seiten nur aus wichtigem Grund möglich. Ein Abbruch erfordert eine besondere pädagogische Begleitung der Freiwilligen durch die Mentor*innen und die Partner- und Entsendeorganisation sowie eine gemeinsame Reflektion und Aufbereitung nach der Rückkehr. Auch wenn die Freiwilligen den Freiwilligendienst abgebrochen haben, nehmen sie grundsätzlich an den geplanten Rückkehrseminaren teil. Das Rückkehrseminar kann ggf. in angepasster Form stattfinden.
Stand: Juli 2025
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