Der Bürgerkrieg in Kamerun, unter dem vor allem die dort lebenden Menschen leiden, spitzt sich weiter zu, Zivilisten werden angegriffen und getötet, auch Schulen und Krankenhäusern werden nicht verschont. In einem Telefonat berichtet uns Schwester Gloria von der aktuellen Lage, in der sie mit ihren Mitschwestern wiederholt angegriffen und zum Teil schwer verletzt wurden.

„Kamerun befindet sich seit 2016 in einem Konflikt, da englischsprachige Separatisten („Amba Boys“) versuchen, das Land in zwei separate Länder aufzuteilen. Dies hat zu extremer Gewalt zwischen den beiden Konfliktparteien Militär und Amba-Boys geführt – und die Bevölkerung leidet darunter“, erklärt uns Schwester Gloria den Konflikt.

„Am 21. Januar 2021 waren mehrere Schwestern mit einem Fahrer unterwegs. Auf dem Rückweg zu unserem Konvent nach Bamenda ist es gegen 19 Uhr passiert: Die Unabhängigkeitskämpfer der „Amba“ wollten auf ein anderes Fahrzeug schießen, im Kugelhagel wurde aber unser Auto beschossen. Die Schwestern, die hinten saßen, konnten sich noch wegducken, doch die Schwester, die vorne saß, wurde im Gesicht getroffen. Als die Amba-Boys gesehen haben, dass sie das falsche Auto beschossen haben, fuhren sie die Schwestern ins Krankenhaus und haben sich entschuldigt. Die Schwester hat Verletzungen am Kopf und Auge, wurde operiert. Wir können noch nicht absehen, welche bleibenden Schäden sie davontragen wird“, so Gloria weiter.

Doch die Amba-Kämpfer haben die Franziskanerinnen in der Vergangenheit auch schon bewusst ins Visier genommen: „Im Dezember gab es bereits Überfälle, als wir unsere Schulen geöffnet haben, entführten die Amba sieben Schwestern, mehrere Lehrer und einen Priester in ihr Camp, die dort auch misshandelt wurden.“ Die Schulen mussten geschlossen werden. Doch wurden in der Vergangenheit auch Angriffe vom Militär durchgeführt:

„Am 10. Juni 2020 drangen Soldaten des Militärs mit gezogenen Waffen in unser Krankenhaus in Shisong ein und richteten sie auf die schwerkranken Patienten mit Tuberkulose, HIV / AIDS und auf die Covid-19-Erkrankten in einem isolierten Raum. Die Soldaten vermuteten, dass wir in dem Krankenhaus Separatisten behandeln würden.

Sie drohten uns, der Kommandant kam mit einer Waffe auf mich zu und sagte: "Ich kann dich erschießen." Dies war nicht das erste Mal, dass das Militär hierher kam. Sie sind ständig auf der Suche nach Amba-Kämpfern. Letztes Jahr kam eine andere Gruppe, betrat die chirurgische Abteilung, schoss mit Waffen in der Mitte des Krankenhauses und ging schließlich, nachdem die Schwestern darauf bestanden hatten, dass dies nicht erlaubt war. Dies war jedoch das erste Mal, dass ich solche Brutalität erlebte. Sie waren fast unmenschlich.

Bei mehreren Gelegenheiten haben wir den Regierungsbeamten erklärt, dass unsere Rolle als Krankenhaus darin besteht, Menschen unabhängig von ihrer politischen Neigung zu behandeln, aber ihre Streitkräfte brechen immer wieder in unsere Krankenhäuser ein, um Amba-Jungen zu suchen und darauf zu bestehen, dass wir sie nicht behandeln sollten."

Aerial view Shisong
Dispensary Shisong

"Letztes Jahr entführten die Amba-Kämpfer den Direktor unseres Krankenhauses in Ntasen-Bamenda für zwei Tage an ein unbekanntes Ziel. Wir wurden gebeten, ein Lösegeld von etwa 6.000 Dollar zu zahlen. 2018 wurde der Krankenwagen des St. Martin de Porres Krankenhauses in Njinikom - eines unserer Gesundheitsinstitute - mit allen Medikamenten und Geräten in Brand gesetzt. Der Arzt, die Krankenschwestern und eine Schwester wurden auf einer Strecke von 5 Kilometern ohne Schuhe den Weg entlang geschleift und geschlagen.

Wir Schwestern verwalten eine Reihe Gesundheitszentren in Kamerun, die wegen ähnlicher Gewalt und Zerstörung zum Teil bereits geschlossen werden mussten. Diesem Konflikt wird weltweit wenig Aufmerksamkeit geschenkt, und folglich ist kein Ende in Sicht“, berichtet Schwester Gloria.

Es ist wichtig, dass wir hinsehen, was in Kamerun geschieht – und helfen!

 

Die MZF arbeitet seit Jahren gemeinsam mit den Schwestern aus Kamerun in vielen Hilfsprojekten zusammen, aktuell zum Beispiel im Kampf gegen die Ausbreitung von Covid-19 in der Region.

Hier erfahren Sie mehr über das Projekt und können es unterstützen.

Hier können Sie den ganzen Artikel zur Situation der Franziskanerschwestern in Kamerun lesen.

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